«Wir lernen Deutsch mit Karin «Gruselgeschichte schreiben»
Dunkelheit, Nebel, weiche Knie. Schwitzige Hände, Herzklopfen bis zum Hals. Ein dumpfes Klopfen … Was war das für ein Schatten?
Du möchtest Gruselgefühle in deinen Leser*innen hervorrufen und sie gespannt an deine Story fesseln? Wir verraten dir 7 Tipps, mit denen du eine Gruselgeschichte mit Gänsehaut-Garantie schreibst.
Tipp 1: Aufbau & Struktur von Gruselgeschichten
Grundsätzlich unterscheiden sich Gruselgeschichten in ihrem Aufbau nicht sehr von normalen Geschichten. Die Figuren müssen einen Konflikt bewältigen, der oft darin besteht, dass sie von einem übernatürlichen Wesen bedroht werden, zum Beispiel in Form eines Geistes oder eines Dämons. Meistens wird dieses Wesen zu Beginn eingeführt und dann im Laufe der Geschichte immer mächtiger und gefährlicher. Überlege dir, was die Figuren unternehmen könnten, um sich zu retten oder das Wesen vielleicht sogar zu bekämpfen. Ob sie dabei eine Chance haben oder ob sie dem Wesen hoffnungslos ausgeliefert sind, liegt ganz bei dir.
Achte beim Aufbau wie gewohnt auf die Struktur deiner Geschichte und überlege, aus welcher Erzählperspektive sie geschrieben werden soll. Zudem ist es immer hilfreich, einen Leitfaden zu erstellen, mit dem du die bedeutsamsten Ereignisse deiner Gruselgeschichte festhältst.
Dabei ist vor allem ein gut durchdachter Spannungsbogen wichtig. Schließlich möchtest du, dass sich der Schauer im Laufe der Geschichte immer tiefer in deine Leser*innen fährt, bis irgendwann das große Finale einsetzt. Verloren hast du, wenn die schaurigste Stelle schon am Anfang steht, oder die Überschrift sogar schon das Ende verrät. Das schwächt den Rest deiner Geschichte enorm ab. Verzichte außerdem auf zu viele Nebenhandlungen. Diese verwirren deine Leser*innen und machen die Stimmung kaputt.
Spannung aufbauen kannst du zum Beispiel durch raffinierte Plot Twists. Diese verleihen deiner Gruselgeschichte das gewisse Etwas, denn wann ist das Unheimliche schon vorhersehbar?
Wenn du eine Gruselgeschichte schreiben möchtest, solltest du diese sehr tragisch oder mit einem Schockeffekt enden lassen. Auf diese Weise bleibt bei den Leser*innen auch nach Zuklappen des Buches ein mulmiges Gefühl zurück, und sie werden sich angespannt in ihrer Wohnung umschauen, bevor sie das Licht ausschalten. Ein Happy End dagegen ist weniger üblich, eher ein gutes Ende mit bitterem Beigeschmack.
Tipp 2: Protagonisten und Antagonisten: Menschen, Geister & Dämonen
Die Protagonisten sind in der Regel ganz normale Menschen aus dem Alltag. In diese können wir uns am besten hineinversetzen und die Furcht, die sie erleben, mitfühlen. Achte darauf, dass die Protagonisten authentisch sind. Ihr Handeln sollte glaubwürdig sein. Die Leser*innen sollten nachvollziehen können, aus welcher Motivation heraus sich die Hauptfiguren der Gefahr des Unheimlichen aussetzen. Vermeide zu viele Personen. Situationen, in denen wir allein unterwegs sind, sind gruseliger.
Als Antagonisten werden meistens übersinnliche Kreaturen eingesetzt. Es macht einen besonderen Reiz aus, wenn Menschen mit etwas konfrontiert werden, das sie nicht kennen bzw. nicht begreifen. Die Angst vor dem Unbekannten ist ein Urinstinkt. Allein die Existenz übernatürlicher Kreaturen kann also bereits die Spannung und das Grusel-Feeling steigern.
Unheimlich sind deine Antagonisten, wenn sie deine Leser*innen verunsichern und Fragen bei ihnen aufwerfen. Die Leser*innen sollen das Gefühl haben, dass die Antagonisten auch in ihrer Umgebung agieren könnten. Reine Blutrunst und Grausamkeiten hingegen werden eher nicht das richtige Gefühl bei deinen Leser*innen auslösen.
Du möchtest eine Gruselgeschichte schreiben ohne Geister, Hexen und Dämonen? Kein Problem! Auch Alltagssituationen können Nervenkitzel verursachen, wenn sie gruselig geschrieben werden. Oder du probierst, ein Märchen zu schreiben. Märchen sind fantastische Geschichten mit durchaus gruseligen Elementen. Mehr dazu findest du auf unserer Seite Märchen schreiben.
Tipp 3: Der Schauplatz und die Zeit: von alltäglich bis gruselig
Wähle Orte, die abgelegen und verlassen sind und/oder eine gruselige Vorgeschichte haben. Dabei kannst du dich klassisch zwischen Friedhöfen, Tunneln, Wäldern und alten Schlössern entscheiden. Diese Schauplätze haben schon immer etwas Gruseliges ausgestrahlt. Orte des Alltags sind ebenso gut geeignet, sofern sie mit einer Prise des Unbekannten gemischt sind. Beliebt ist zum Beispiel, wenn eine Familie ein neues Haus bezogen hat, oder wenn die Figuren an einem Ort wie Schule oder Bibliothek sind, allerdings nicht bei Tag, sondern bei Nacht.
Denn auch der Zeitpunkt kann ein wichtiger Faktor sein. So steigt die Spannung, wenn die Uhr zwölf schlägt oder wenn ein gruseliger Feiertag wie Halloween vor der Tür steht. Darüber hinaus spielt auch das Wetter eine wichtige Rolle. Ein verregneter und nebliger Abend im Herbst ist gruseliger als ein lauer Sommerabend, oder?
Sei kreativ, alles ist möglich! Stelle nur sicher, dass du die Umgebung bildhaft beschreibst.
Tipp 4: Die richtige Stimmung und das Unheimliche
Wichtig ist, dass du deinen Leser*innen von Anfang an eine Gruselstimmung vermittelst. Versetze dich in deine Protagonisten und erlebe den Schauplatz und die Zeit. Fühle, was sie fühlen. Rieche, was sie riechen. Sieh, was sie sehen. Mit der richtigen Beschreibung der Atmosphäre sorgst du dafür, dass deine Leser*innen richtig in die Geschichte eintauchen können.
Nutze dazu möglichst gespenstische Begriffe. Das hilft den Leser*innen sich vorzustellen, wo sie sich gerade befinden.
- eisig
- finster
- düster
- schaurig
- mysteriös
- spuken
- knarzen
- heulen
- flüstern
- schleichen
Besonders unheimlich sind dabei Situationen, die nicht unmöglich erscheinen. Weicht das Geschehen leicht, aber merklich von der Wirklichkeit ab? Könnte sich das Ganze sich auch in der Umgebung der Leser*innen abspielen?
Gern kannst du deine Leser*innen verunsichern. Warum begibt die Figur sich ins Unbekannte? Ist sie verletzlich? Wie merkt sie, dass etwas nicht stimmt?
Extratipp: Gestalte dir schon beim Schreiben der Gruselgeschichte deine Umgebung schaurig, beispielsweise durch trübes Licht oder einen Raum, der mit künstlichen Spinnweben, Kerzenlicht und Fledermäusen dekoriert ist. Hör dir dazu gruselige Musik oder Geräusche an. Das wird dir helfen, die Stimmung der Geschichte besser beschreiben zu können.
Im Gegensatz zu einem Krimi wird bei einer Gruselgeschichte nicht alles aufgeklärt. Genau das sorgt für den Schauer. Weder die Figuren noch die Leser*innen wissen, womit sie es zu tun haben und wie man sich dagegen wehrt. Das heißt nicht, dass du nichts erklären musst. Peppe die Geschichte auf, indem du die Figuren etwas über das Unbekannte lernen lässt. Vielleicht recherchiert die Hauptfigur in Büchern und im Internet, fragt Bekannte und Freunde oder holt sich Hilfe von einem Spezialisten. Pass bloß auf, dass du keine Wissenschaft daraus machst, sonst geht der nötige Flair verloren. Auch der Spezialist kann den Geist unterschätzen und falsch vorhersagen, was als Nächstes passieren wird. Vielleicht ist er sogar überfordert, was das Unbekannte umso gefährlicher erscheinen lässt.
Tipp 5: Spannung richtig erzeugen
Spannung und das Gefühl, dass unser Leben von etwas Unnatürlichem bedroht wird, machen Gruselgeschichten so unheimlich. Daher ist es wichtig, die Spannung während der gesamten Geschichte aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die Verwendung von Plot Twists (Handlungswechseln) und Vorahnungen können dir dabei helfen, deine Leser*innen zu überraschen.
Plot Twists sind spannende, unerwartete Ereignisse, die den Verlauf der Geschichte drastisch verändern. Du kannst einen Plot Twist erfolgreich schreiben, indem du einige subtile Hinweise gibst, sodass das Geschichtsende noch Sinn für deine Leser*innen ergibt. Aber, vorsichtig! Du möchtest das Ende nicht verraten.
Eine weitere gute Möglichkeit, Spannung und Angst bei deinen Leser*innen zu erzeugen, ist Vorahnung. Dabei wird die Aufmerksamkeit subtil auf eine bestimmte Person, ein Objekt oder eine Situation gelenkt, sodass deine Leser*innen glauben, dass möglicherweise etwas Wichtiges oder Schockierendes passieren wird. So werden Erwartungen geweckt und zum Weiterlesen motiviert. Eine Vorahnung kann so einfach sein wie die Beschreibung eines schlechten Gefühls, jedes Mal, wenn deine Hauptfigur an dem verlassenen Haus am Ende der Straße vorbeigeht. Und, ja! Diese literarische Technik kann dir auch dabei helfen, die Stimmung für einen Plot Twist zu schaffen.
Indem du die Spannung richtig erzeugst, kannst du das Leseerlebnis deiner Geschichte intensivieren. Beunruhigung macht sich breit, die Bedrohung wird greifbar. Was geschieht nun und wie kann die Figur der Situation noch entkommen? Wird die Flucht vor dem Unbekannten knapp? Warum?
Wusstest du schon, dass …
… das Buch “Das Schloss von Otranto” (1764) von Horace Walpole als der erste Horrorroman überhaupt gilt? Es wurde durch mittelalterliche Geschichte und Artefakte inspiriert und begründete die Schauerliteratur. Zu dieser literarischen Bewegung gehören einige der beliebtesten Horrorromane aller Zeiten, wie Frankenstein und Dracula.
Tipp 6: Bildhaft beschreiben
Achte beim Schreiben einer Gruselgeschichte darauf, nicht nur die Gefühle und Emotionen der Figuren zu beschreiben, sondern auch bildhaft und erlebbar darzustellen, was diese Gefühle auslöst. Ist es ein Geräusch, eine Stimme oder ein Gedanke? Egal, was es ist, beschreibe es erlebbar, damit deine Leser*innen sich genauso verängstigt und verzweifelt wie die Hauptfigur fühlen.
In Gruselgeschichten werden Emotionen oft durch die eigenen Gedanken einer Figur ausgelöst. Da gruselige Geschichten oft in einsamen und finsteren Orte mit nur wenigen Hauptfiguren stattfinden, spielt sich der größte Teil der Geschichte im Kopf ab:
- Wo bin ich?
- Woher kommt dieses Geräusch?
- Wessen Stimme ist das?
Deswegen ist es essenziell, deinen Leser*innen den Denkprozess der Figuren zu zeigen und sie genauso verzweifelt fühlen zu lassen. Mit geschickt gestellten Fragen beziehst du sie dabei noch besser in das Denken deiner Hauptfigur ein.
Neben der Beschreibung der Umgebung und der Emotionen schaffst du auch durch die Satzlängen eine gruselige Atmosphäre. Je spannender es wird, desto kürzer sollten die Sätze werden.
Extratipp: Möchtest du deine Schreibfähigkeiten verbessern? Dann teste die Schreibplattform Snatch. Dort hast du die Möglichkeit, gemeinsam mit einer großen Schreib-Community an deinen Geschichten zu arbeiten. Du schreibst den Anfang einer Geschichte und kannst diese gemeinsam mit anderen Nutzer*innen fortsetzen. So entstehen viele verschiedenen Versionen von einer Geschichte. Probiere Snatch aus und schreibe gemeinsam eine Gruselgeschichte.
Tipp 7: Gruselgeschichten richtig erzählen
Ob deine Geschichte den nötigen Grusel-Effekt hervorruft, testest du, indem du sie laut vorliest – ob vor anderen oder nur für dich allein. Gestalte das Erzählen deiner Gruselgeschichte spannender, indem du deine Stimme verstellst, dramatische Pausen einlegst und bestimmte Geräusche, z. B. das Klopfen an einer Tür, nachmachst. Dabei wirst du automatisch merken, wenn bestimmte Elemente in deiner Gruselgeschichte fehlen, zum Beispiel Geräusche oder Gerüche. Auch ob das Tempo der Geschichte stimmt, wirst du schnell merken, vor allem während der besonders spannenden Szenen. Nutze stimmungsvolle Verben und Adjektive und betone diese beim Vorlesen an der richtigen Stelle.
Sind Zuhörerinnen und Zuhörer anwesend, solltest du deine Umgebung und die aktuelle Situation unbedingt mit einbinden: “Sie hatte blonde, lange Haare und blaue Augen – genau wie du Susi …”. So schaffst du Nähe und die Zuhörer*innen können sich mit deiner Figur besser identifizieren. Erzeuge außerdem eine unheimliche Atmosphäre, indem du beispielsweise das Licht dimmst, eine Nebelmaschine bereitstellst oder den Raum schmückst. Klassisch, aber besonders stimmungsvoll ist, wenn du deine Gruselgeschichte an einem Schauplatz aus dem Buch erzählst oder am Lagerfeuer.
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